Montag, 10. April 2006

Vollevatnet-Morudalen-Ugleflottet

5 Gehstunden, 15 km

 

Der Tag beginnt, wie die Nacht schon war: Blauer Himmel, kein Wölkchen, Windstille. Heute werde ich von Bioweckern aus dem Schlaf geholt: Ringsum im Birkenwald knarzen und flattern die Schneehühner, so dass ich schon wach bin, als der Uhrenalarm um 7:00 Uhr losgeht. Es ist -5C° im Zelt, doch rasch wärmt die Morgensonne es auf 12 C° auf. Ich frühstücke gemütlich und breite den Schlafsack zum Trocknen aus.

Um 11:00 Uhr breche ich auf und erreiche nach ca. 2 km den Vollevatn. Hier stehen einige private Hütten. Ich stoße auf Schneeskooterspuren und, mitten im Nirgendwo, sogar auf eine maschinell gespurte (!) Loipe rund um den See, die sich wohl einer der Hüttenbesitzer gezogen hat. Das nenne ich Luxus! Im Turboschritt gehe ich erst über den Vollevatnet und dann über den Honserudvatnet, Ich umrunde den markanten Berg Simlenuten und biege dann nach Süden ins Moradalen ab. Nach ca 1,5 km stoße auf eine »Rentierautobahn« mit zahlreichen Trittsiegeln. Es scheint, dass die Wildrene hier regelmäßig das Tal queren – zu Gesicht bekomme ich sie leider nicht.

 

Ich versteige mich an der falschen Talseite, weil ich blind einer frischen Skispur folge (Trottel!) und muss deshalb zum Moravatnet einen kleinen Umweg machen. Wenig später entdecke ich Fuchsspuren. Sie sind sehr klein, und ich frage mich, ob sie vielleicht von einem Polarfuchs stammen könnten, der ja ein ganzes Stück kleiner als ein Rotfuchs ist. Hier in der Hardangervidda hat der Polar- oder Eisfuchs eines seiner südlichsten Verbreitungsgebiete; seit 2000 gibt es sogar ein Auswilderungsprogramm, um den Bestand mit Nachzuchten zu verstärken. Doch auch diesmal bleibt es bei Spuren im Schnee – die Schneehühner bleiben die einzigen Lebewesen, die ich heute zu sehen bekomme. Die Sonne wärmt kräftig, und ich verlängere meine Mittagspause um ein anderthalbstündiges Sonnenbad. Über den Moravatnet folge ich dann einer Skooterspur und laufe weiter das Tal der Mora hinab, das sich bald zum Ugleflottet, einem mehrere km breiten Hochmoor- und Seengebiet hin öffnet. Eine einzige schneebedeckte Weite, ein gigantischer Anblick! Als winzige Punkte in der Ferne mache ich zwei andere Skiwanderer aus, die im Abendlicht langsam mit ihren Pulkas vorbeiziehen. Ich schlage das Zelt direkt am Talausgang auf. Nach dem Abendessen gehe ich noch einmal vors Zelt, genieße den (Fast-)Vollmond und mache bei mittlerweile -15 C° diverse Fotoexperimente.

 

 

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